Rumaenienburgen

 

 
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Burgen in Transsilvanien, an der südwestlichen Donau und im Banat
Tagebuch meiner neunten Rumänienreise, Sommer 2009


2. Tag, 03. August 2009
 

Um 8.00 Uhr nahmen wir den Mietwagen entgegen und wie immer wies mich der Verleiher eindringlich darauf hin, auf den Hauptstraßen zu bleiben. Wenn er wüsste, dass ich zu einem großen Teil unbefestigte Nebenstraßen sowie Feld- und Forstwege nutze, um die Burgen weitestgehend anfahren zu können, würde er mir wahrscheinlich nie mehr ein Auto geben ;-) Er wundert sich eh jedes Mal, wie ich es schaffe, in wenigen Tagen für Rumänien so viele Kilometer zusammen zu bringen; immerhin sind aufgrund der Straßenverhältnisse und der vielen zu durchfahrenen Dörfer je nach Gegend 2-3 Stunden Fahrtzeit für 100 Km keine Seltenheit. Aber auf seine Nachfragen zähle ich verständlicher Weise immer nur Städte auf, zu denen vergleichsweise gut ausgebaute Straßen führen.

Wir verließen Cluj (Klausenburg) in südlicher Richtung. Ich bin diese Strecke inzwischen bereits so oft gefahren, dass sie für mich nichts Neues mehr bot. Dennoch legten wir u. a. an der Kirchenruine von Garbova sowie an der Schlossruine in Vintu de Jos (Unterwinz) einen kurzen Fotostopp ein, nachdem wir uns zuvor in einem Supermarkt mit Essen, Getränken und Hundefutter eingedeckt hatten.


Ruinele Bisericii Garbova de Jos & Castelul Martinuzzi, Vintu de Jos (Unterwinz)

Auch der nächste Punkt, der Burgberg der ehemaligen Wallburg "Cetatea Telingrad" in Blandiana (dt. Karna oder Stumpach), war ursprünglich nur als Fotostopp eingeplant. Aber als wir davor standen und sahen, dass der Hügel nicht hoch war, entschieden wir uns doch für den Aufstieg. Wie ich bereits wusste, waren auf dem Plateau außer verebneten Erdwällen und einem kleinen, länglichen Felsen keine sichtbaren Hinweise mehr auf die Burg zu finden. Das Thermometer zeigte schon jetzt knapp 30°C und so manch einer - mich eingeschlossen - fragt sich vielleicht, warum wir uns dann überhaupt schwitzend den Hang hinauf gequält haben? Aber mit diesem Hobby muss man womöglich "ein bisschen" verrückt sein, zumal es für mich immer wieder ein schönes Gefühl ist, eine weitere Burg oder Burgstelle Rumäniens gesehen zu haben.


Burgstelle der Cetatea Telingrad, Blandiana (Stumpach)

Der erste Straßenhund ließ nicht lange auf sich warten und so stoppte ich, um ihn zu füttern. Insgesamt stellte ich jedoch fest, dass es inzwischen scheinbar weniger wilde Hunde zu geben schien (zumindest in Siebenbürgen; im Banat waren es noch immer recht viele). Ob dies in den zu begrüßenden Sterilisations-Initiativen begründet liegt oder an - zumindest offiziell (...) nicht mehr praktizierenden - Tötungsstationen, kann ich nur mutmaßen. Ich hoffe ersteres!

Gegen Mittag erreichten wir Geoagiu Bai (dt. Warmbad). Bereits im Winter 2007 wollte ich die dortigen Ruinen einer römischen Bäderanlage besichtigen, wurde aber partout nicht fündig. Inzwischen kannte ich die genaue Lage, was mein Scheitern im Winter um so unverständlicher macht - liegen die Ruinen doch mitten im Ort, genau neben dem Schwimmbad. Da sie sich jedoch in einer Vertiefung eines umzäunten Hügels befinden, hatte ich sie damals schlichtweg nicht gesehen.

Ich stellte den Wagen ab, zahlte 5 RON (Rumänische Neue Lei) Parkgebühr (umgerechnet rund 1,20,- Euro) und wir gingen zu dem Hügel. Wie gesagt war er ringsum umzäunt, so dass wir schließlich durch einen etwa 100 m langen Tunnel stiegen, der an den Badruinen mündete. Allerdings lief durch ihn auch das Wasser der Quelle aus den einstigen Bädern, weshalb der gesamte Boden mit einer dicken Schicht aus Schlamm und Algen bedeckt war. Zu allem Überfluss entdeckten wir später nur wenige Meter weiter ein offenes Tor im Zaun. Typisch - warum einfach, wenn es auch umständlich geht?! ;-)

Neben den in den Fels gehauenen Bädern waren auf dem Hügel noch steinerne Wasserleitungen und Gebäude-Ruinen zu sehen. Leider blieb dieses Kulturdenkmal nicht von vandalierenden Sprayern verschont - was ich zu meinem Ärgernis, insbesondere in Grotten und Höhlen, auf meiner diesjährigen Reise noch häufiger sehen musste.


Römische Badruinen, Geoagiu Bai (Warmbad)

Unser nächstes Ziel war die Höhlenburg von Mada (dt. Maden), nur rund 10 Km nordwestlich von Geoagiu entfernt. Über eine unbefestigte Schotterpiste schaukelten wir uns durch die Wälder. In Mada angekommen, folgten wir dem Feldweg, der scheinbar zur Schlucht zu führen schien, neben deren Eingang sich die Höhlenburg befindet. Allerdings endete dieser Weg vor einem abgelegenen Grundstück mit verschlossenem Tor. Da von hier aufgrund starker Verbuschung auch querfeldein kein Weiterkommen möglich war, machten wir kehrt. Der zweite von uns auserkorene Pfad führt durch einen Bach und endete auf einer umzäunten Kuhweide. Jetzt gab es eigentlich nur noch eine Möglichkeit, nämlich ein dritter Weg, den ich zwar auf der Hinfahrt gesehen hatte, der mir zu diesem Zeitpunkt jedoch zu weit weg von der Schlucht erschien. Sicherheitshalber fragte ich in der nebenliegenden Pension mit rumänischen Wortfetzen, wie "pestera" und "cetatea", wo man mir mit Handzeichen und "sus" (hoch) deutete, dass ich diesmal wohl richtig sei.

Birgit ging die ersten Meter noch mit, entschied sich dann aber doch dazu, im Auto zu warten, so dass ich mich alleine durchschlug. Natürlich kam, was kommen musste. Auf halber Höhe teilte sich der schmale Pfad und ich wählte just den falschen, der zudem steil bergan verlief. Somit benötigte ich vom Auto zur Höhle über eine Stunde, was andernfalls in rund 20 Minuten zu bewältigen gewesen wäre. Aber sei's drum, Hauptsache, ich hatte sie gefunden!


Höhlenburg Mada (Maden)

Ich hatte gerade ein paar Fotos gemacht, als es donnerte und heftig begann zu regnen. Glück gehabt, zumindest stand ich im Trockenen. Also nutzte ich die Zeit, um die Höhle näher zu erkunden, und kramte meine Taschenlampe heraus. Links zweigte eine schmale Seitenhöhle ab, aus der plötzlich eine Fledermaus geflattert kam. Juhu :-) Also kroch ich hinein und suchte die Decken und Wände ab, bis vor mir eine kleine Fledermaus in einer Nische hing.

Als ich wieder ins Tageslicht trat, war der Regen deutlich schwächer, dennoch war der Abstieg auf dem Pfad mit losem Geröll und nassem Felsgestein stellenweise nicht ganz einfach. Kurz bevor ich das Auto erreichte, lief neben mir ein Fuchs über eine Wiese, den ich gerade noch fotografieren konnte, bevor er wieder im Unterholz verschwand.



Links: Blick auf die Cheile Madei

Der Regen hatte mir etwas zu denken gegeben, denn als nächstes stand das dakische Heiligtum "Sarmizegetusa" bei Gradistea de Munte (dt. Burgort) im Muntii Sureanu (Sureanu-Gebirge) auf dem Programm. Schon zweimal hatte ich es bei früheren Reisen eingeplant, doch der unbefestigte Weg, immerhin 22 Km quer durch die Berge, machte mir bislang immer einen Strich durch die Rechnung. Inzwischen sollte er jedoch, wie mir kurz vor meiner Abreise erzählt wurde, mit Schotter halbwegs befestigt worden sein, und so versuchten wir unser Glück. Und tatsächlich - im Gegensatz zu meinem ersten Versuch das Heiligtum anzufahren, blieb ich diesmal dank des Schotters nicht im Schlamm stecken, sondern konnte den gesamten Weg, wenn auch langsam und etwas unsanft, recht gut befahren. Passend hierzu hatte auch der Regen mittlerweile aufgehört und die Sonne setzte ich wieder durch.

In den Bergen südlich von Orastie (dt. Broos) befinden sich über 10 Ausgrabungsstätten von dakischen und römischen Bauwerken, zu den Bekanntesten zählen die Dakerfestungen Cetatea Costesti und Costesti-Blidaru sowie Piatra Rosie, Fetele Albe - und eben Sarmizegetusa. Erbaut wurde Sarmizegetusa (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Ort südlich von Hateg) in der Zeit Burebistas und Deceneus, ca. ein Jahrhundert vor bis ein Jahrhundert nach Chr. Burebista (geboren 111 v. Chr.) vereinigte, teils mit Gewalt, die geto-dakischen Stämme und wurde im Jahr 82 v. Chr. erster König des ersten zentralisierten Staates der Daker. Später erbaute er auf dem heiligen Berg Cogaionon die dakische Hauptstadt Sarmizegetusa Regia mit Heiligtümern und Befestigungen. Im Jahr 44. v. Chr. wurde Burebista ermordet, ein Teil seines Reiches wurde von seinem Freund und Helfer, dem Priester Deceneu, weitergeführt.

Die Bauten von Sarmizegetusa wurden auf künstlichen Terrassen errichtet, bis heute sind noch nicht alle dieser Terrassen im Sureanu-Gebirge archäologisch untersucht worden. Neben den Festungen und Heiligtümern, zu denen unter anderem Altäre und Säulentempel gehörten, wurden zudem Wohnungen, Werkstätten und Kornspeicher sowie Wasserläufe und gepflasterte Wege entdeckt.

Kaiser Marcus Ulpius Traianus (Trajan) eroberte das Dakische Reich 106 n. Chr. und gliederte es in die römische Provinz Dacia ein. Viele der dakischen Stätten wurden von den Römern zeitweilig weiter genutzt, so finden sich auf dem Berg von Sarmizegetusa auch Fundamentreste eines römisches Bades. Später wurde die Hauptstadt der römischen Provinz Dacia in den Süden von Hateg verlegt, den Namen "Sarmizegetusa" (Colonia Ulpia Traiana Augusta Dacica Sarmizegetusa) behielt man jedoch auch dort bei.


Dakisches Heiligtum Sarmizegetusa, Sureanu-Gebirge bei Gradistea de Munte

Ich hatte schon so viel von diesem Ort gehört, dass es etwas Besonderes für mich war, ihn endlich selbst besuchen zu können. Sarmizegetusa werden, ähnlich anderen historischen Stätten, positive Energien und heilende Kräfte nachgesagt (wie mir eine ehemalige Kollegin erzählte, deren Eltern in der Nähe leben, verbrachte selbst Hilary Clinton, die Frau des amerikanischen Ex-Präsidenten, dort einen ganzen Tag, um "Energie zu tanken". Sie nahm allerdings nicht den damals beschwerlichen Fahrweg in Kauf, sondern ließ sich mit einem Helikopter einfliegen).

Als wir das tief in den Bergen gelegene Plateau erreichten, war unser erster Anblick jedoch alles andere, als "positiv". Vor dem Osttor der Befestigung standen diverse Autos und junge Erwachsene hatten dort mehrere Zelte aufgeschlagen. Meine schlimmsten Befürchtungen wurden zum Glück aber nicht bestätigt, da sie sich nur dort und nicht auf der Terrasse des Heiligtums niedergelassen hatten. Das Heiligtum selbst war reell kleiner, als ich es mir anhand von Luftaufnahmen vorgestellt hatte. Doch auch auf meinem Foto wirkt es aufgrund des 11mm-Weitwinkel-Objektivs etwas weitläufiger, als es tatsächlich ist.

In jedem Fall war die Stätte für mich aber sehenswert. Auf dem Boden lagen unzählige intensiv silbern glitzernde Steinchen, von denen ich mir zwei als Andenken einsteckte. Zwischen den Fundamenten der Festungsmauer und dem angrenzenden Wald wuchsen gelbe Blumen aus einem Teppich großblättriger Pflanzen, was fast schon unwirklich anmutete. Und in den Felsspalten der steinernen Sonne, deren Zweck bis heute nicht ganz geklärt ist, liefen Eidechsen umher. In der Tat wirkte dieser spirituelle Ort sehr friedlich und irgendwie beruhigend.


Dakerfestung Sarmizegetusa Regia, Gradistea de Munte

Ursprünglich war jetzt noch der Besuch der Dakerfestung Costesti-Blidaru angedacht. Aber in Anbetracht des einstündigen Aufstiegs dorthin entschieden wir uns dagegen, um uns nicht gleich zu Beginn des Urlaubs zu verausgaben. Zumal wir auch ohne Blidaru noch eine dreiviertel Stunde für die gut 20 Km lange Fahrt durch die Berge zurück auf die asphaltierte Straße benötigten.

Am Abend bezogen wir unser Zimmer im Hotel Sarmis in Deva (dt. Diemrich), gingen duschen und anschließend ins Bett. Es war in dem Raum jedoch derart warm, dass an Schlaf nicht zu denken war. Wie schon einmal vor ein paar Jahren zerrte ich deshalb meine Matratze auf den hierfür eigentlich viel zu engen Balkon und richtete dort mein Nachtlager ein. Dank Ohrenstöpsel schlief ich auch bald darauf ein und glücklicherweise regnete es in dieser Nacht nicht ;-)


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